Freitag, 7. März 2014

Marrakesch

Ich gebe zu, dass ich den ganzen ersten Vormittag lang mit einem Kulturschock zu kämpfen hatte. 
Eine Kombination aus Erschöpfung, einer dreckigen Toilette, einem sehr sehr dreckigen Trinkglas, einer echten Schlange und einer Schlange aus Holz hätte ich beinahe zu verdanke, dass mir die Schönheit Marrakeschs entgangen wäre, um auf dem Hotelzimmer die Rückreise abzuwarten.
Gottseidank war meine Familie dabei, um meine Paranoia abzufangen.
Marrakesch ist wunderbar, bunt, laut, schrecklich, arm, üppig, alt, neu....an jeder Strassenecke zeigt sich diese Stadt anders.
Wir haben in einem wunderbaren Riad, Palais des Princesses, gewohnt, gleich um die Ecke des Djemaa el Fna, dem "Platz der Gehenkten". So einen Trubel wie dort habe ich nie erlebt. Gaukler, Händler, Köche, Geschichtenerzähler, Akrobaten, Schlangenbeschwörer, Bettler....sogar einen Bader, der vor Ort mit einer Zange Zähne zieht haben wir gesehen. 
Es ist schwer, sich der Magie dieses Ortes zu entziehen, der ein wenig an mittelalterliche Märkte erinnert. Aber es ist für uns Europäer aber auch enorm anstrengend, da man natürlich alles ansehen und kaufen, überall essen und trinken und sich am Liebsten während der Mahlzeit noch mit Henna verzieren lassen soll. Zähneziehen nicht vergessen. Man wird viel angefasst, gerne mal kurz festgehalten, und dauernd angesprochen. 
Aber wenn man ein freundliches, bestimmtes "Non, Merci" anbringt, oder in den Souks fragt, ob man sich das Angebot alleine und in Ruhe ansehen darf, reagieren die Menschen positiv darauf.
Nach kurzer Zeit oder einem Plausch mit dem Hotelmanager bekommt man auch raus, wie man den Bettlern begegnet. Wir haben täglich Brot und Schokolade gekauft und verteilt, Mütter mit vielen Kindern auf der Strasse freuen sich riesig über Datteln oder Wasser für die Kleinen.
Kindern sollte man kein Geld geben, sie müssen es abgeben, und gehen oftmals statt zur Schule auf die Strasse. Aber über Essen freuen sie sich riesig.
Der Jardin Majorelle, in den Achtzigern von Yves Saint Laurent erworben und nach dessen Tod von seinem Lebensgefährten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, ist eine Oase in der quirligen Stadt. 
 


 
Paläste, Moscheen (für Nicht-Muslime nur von aussen zu besichtigen), winzige und riesige Handwerksbetriebe, ungewöhnliche Friedhöfe....man wird gar nicht fertig mit den Besichtigungen.
Und das ESSEN!!!! Wir haben hervorragend gegessen! Am ersten Abend haben wir uns an meinen Reiseführer gehalten und waren im Dar Essalam, in dem bereits 1956 Hitchcocks " Der Mann, der zuviel wusste" gedreht wurde.
Das Essen war in Ordnung, aber für Marrakeschs Verhältnisse teuer. 
 
 
 Die nächsten Tage haben wir uns einfach treiben lassen und an der Strasse gegessen. 
 


 
 
Alles voller Einheimische? Wunderbar, schnell hinsetzen und bestellen. Die besten Tajines, die wir hatten, waren in einem Etablissement, dass jeder Beschreibung spottet. Grässliche Plastikstühle, alles irgendwie zusammengeschustert und auch nicht wirklich sauber. Aber Tajine isst man mithilfe von Brot mit den Händen, das Wasser war in Flaschen, und das Essen war brodelnd heiss....ich habe also beschlossen, keine Keime zu entdecken. Das Essen war göttlich.
 


 
 
A propos Hygiene: Es ist ratsam, immer Taschentücher sowie feuchte Tücher dabeizuhaben, Toilettenpapier ist unüblich und Waschbecken sind Glückssache.
Ich war übrigens trotz der warmen Temperaturen sehr glücklich über meine geschlossenen Ballerinas. 
In flachen, offenen Schuhen wollten ich und meine Tochter nicht durch die Gassen gehen, es war einfach zu dreckig. Es wird viel und ständig auf den Boden (pardon) gerotzt, die Esel und die Pferde, die dort als Lastentiere eingesetzt werden, machen viel Pipi, und die Ladenbesitzer schützen ihre Ware vor Staub, indem sie die Strasse ständig nass bespritzen. 
Übers Shopping will ich mich gar nicht gross auslassen. Nur soviel: FLIEGT MIT LEEREN KOFFERN DAHIN! 
Meiner hatte auf dem Rückflug 19,98 Kilo, und ich habe kurz überlegt, was ich wohl noch hätte mitnehmen können, das 20 Gramm wiegt 
Und fragt nicht nach meinem Handgepäck, ich hatte grosses Glück, dass die Fluggesellschaft zufällig NICHT genau hingesehen hat.
Mein Fazit: ich komme ganz sicher zurück! Und den Kulturschock am Anfang überspring ich dann einfach. 
 

 

13 Kommentare:

  1. Nächstes Mal sagste Bescheid, dann komm ich rüber!

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    1. Zorra könnte echt kurz rüberschwimmen, das wäre perfekt!

      Danke für Deine Reise-Erlebnisse. Bei mir ist es schon ein paar Jahre her (ein paar Fotos sind auf meinem Reise-Blog), aber ich empfand es ähnlich, war auch direkt in einem Hotel am Djemaa el-Fna, der Pool und Luxus hier und das quirlige Treiben dort waren ein Kulturschock. Jardin Majorelle sehr erholsam, dann wieder die Stadt mit all dem Leben. Hat absolut was. :-)

      Danke.

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  2. Tolle Eindrücke hast du da mitgebracht.

    Und es ist auch meine Erfahrung: Dort, wo viele Einheimische essen, geht man hinein. Bisher bin ich von "Montezumas Rache" in vielen Teilen der Erde verschont worden.

    Aus Tunesien habe ich im Herbst sogar Geschirr mit nach Hause geschleppt und es ist bis heute mein Gute Laune-Geschirr, das mich aus manchen trüben Wintergedanken rausgerissen hat.

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  3. Und NIE, NIE, NIE wieder machst Du das, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Dann hättest Du da gegessen, wo der König isst (und bushi :-) ).

    Und für Marokko würde mir noch viel, viel mehr einfallen...

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  4. Dein Bericht ist genauso wie ich mir Marrakesch vorstelle seit ich denken kann.... wunderbar. Dort gewesen bin ich leider noch nie... na, kann ja noch werden.

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  5. Oh Marokko, da warst du in einem Lieblingsland - jederzeit und immer wieder gerne. Am besten mit einem Schwerlaster, den man füllen darf :)
    ...liebe Grüße

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  6. Liest sich tortz des ersten Kulturschocks toll! Wir haben Marokko (Marrakesh/Casablanca) für den Spätherbst ins Auge gefasst - dein Bericht hat bei mir gerade richtig Vorfreude ausgelöst :)

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