Ich
hab’ Promille....
Ohne Witz, ich habe derzeit nur ein paar Promille..... von
den 2.000 Kochbüchern, die Bushcook alias Dorothée ihr Eigen nennt. Aber wenn
man doppelt sieht, sind es gar nicht mehr so wenige. Deshalb trau’ ich mich
einfach und nehme die Einladung von Zorra und Bushcook an und mache mit bei der
Suche nach „Alten Schätzchen“.
Warum mir bei diesem Stichwort als erstes Melanie in den
Sinn kam, weiß ich nicht genau.... ist ja auch egal, sie hat jedenfalls wieder
ein Blog-Plätzchen für mich reserviert, die Gute!
Als ich ankam, lag über dem Anwesen ein zartes Wölkchen Minzduft. Melanie kam gerade von einer anstrengenden Messe heim, klagte über heiße Füße und hatte irgendwie.... verflucht dicke Lippen. Sie überließ mir ihre Küche, nahm ein Bad und eben lief sie vorbei Richtung Kaminzimmer, mit einer Tasse Beruhigungstee und Kopfhörern, headbangend.
Als ich ankam, lag über dem Anwesen ein zartes Wölkchen Minzduft. Melanie kam gerade von einer anstrengenden Messe heim, klagte über heiße Füße und hatte irgendwie.... verflucht dicke Lippen. Sie überließ mir ihre Küche, nahm ein Bad und eben lief sie vorbei Richtung Kaminzimmer, mit einer Tasse Beruhigungstee und Kopfhörern, headbangend.
So, aber nun zurück zu meinem übersichtlichen Kochbuchregal,
das eigentlich eine Schublade ist. Ein richtig altes Schätzchen hab ich
tatsächlich, (Davidis-Holle von 1891), aus einer Zeit, in der die Frikadelle
noch Frikandelle hieß. Aber ich wusste nicht, wo ich auf die Schnelle ein paar
Lerchen, Fischotter oder Bärentatzen auftreiben sollte.
Deshalb nahm ich ein Buch zur Hand, das im Zeitalter des Kochshow-Wahnsinns
irgendwie passend erscheint. Das Buch zur 2. Staffel von „Essen wie Gott in
Deutschland“ von 1988. Eine ZettDeEff-Serie, moderiert von Petra Schürmann, die
damals aber völlig an mir vorbei gelaufen ist, also die Show.
(ISBN 3-924678-06-5)
Verlag Zabert-Sandmann
Doch laut Vorwort hatte die Sendung unglaubliche
Einschaltquoten. Und was mir Mut macht (ich zitiere) „Die Zubereitung der Neuen
Deutschen Küche ist fast immer so unkompliziert, daß keine besondere Begabung
dazugehört, die Rezepte in delikate Gerichte zu verwandeln...“
(Fotos: Arnold Zablert, Walter Cimbal)
Na wenn das so ist, mach
ich doch glatt ein ganzes Menü!
Die Weinkrautwickel mit Lachs und Zander auf Traubensauce
von Heinz Wehmann (Landhaus Scherrer) sehen toll aus.... ist mit Fisch, darf
ich nicht, weil sonst schubst mich die Hausherrin bei dem Wetter noch in die
halbfertige Außenküche.
Ich entscheide mich also für eine Isi-Pisi-Suppe, passend
zur Jahreszeit.... eine Kohlrabisuppe von Rolf-Dieter Jung und Ulrich Stokvis
(seinerzeit „Fuente“, Mülheim)
Ein Dessert hab ich auch gefunden, diesmal nehme ich keine
Rücksicht, dafür aber ordentlich Rotwein und Rum! (Diese Dirndl, die man hier
trägt, sind sehr praktisch als Versteck für Schmuggelware. Selbstverständlich
habe ich mich in die regionale Tracht geschmissen, man möchte ja irgendwie
dazugehören.)
Es gibt Schokoladen-Walnuss-Flan mit Rumschaum von Bertold
Siber (damals Seehotel, Konstanz).
Und die Hauptspeise, jahahahaaa J. Das muss einfach
sein:
Alfons Schuhbeck, (damals Kurhausstüberl, Waging am See)
Fanfare!
Rindermaiserl mit Schwarzbrotknödeln und Wirsing
Rindermaiserl mit Schwarzbrotknödeln und Wirsing
Und los geht’s! (Melanie, mach’
laut, ich brauch jetzt „Firestarter“)
Den geschmuggelten Alk aus den wollenen Wadenstulpen
herausholen und schnell verarbeiten, vorher abschmecken!
Aus meiner Reaf (so nennen sie hier diese kleidsame Rückenkiepe)
hole ich nun das Fleisch, das ich am Vortag bereits mariniert habe. Mit einer
Flasche Sekt, Prösterchen J
Marinade:
0,3 l ungesüßter Holunderbeersaft
0,3 l ungesüßter Holunderbeersaft
5 Wacholderbeeren, 1 Lorbeerblatt, ½ Stange Zimt, 3 Nelken,
10-15 getr. Ebereschenbeeren (aka Vogelbeeren... hab ich nicht, aber s´goht au aso. Für die Optik
nahm ich ein paar Cranberries), etwas Zitronen- und Orangenschale, 1
Sternanis, 1 Flasche Blubberwasser (Rieslingsekt)
Bis auf den Sekt alles einmal aufkochen und abkühlen lassen,
dann den Sekt zugießen, über das Fleisch und den Ochsenschwanz geben und mind.
einen Tag marinieren.
Fleisch:
1 kg Rindfleisch aus der Keule
400 g Ochsenschwanz in Stücken (menno, war zu spontan,
gibt’s hier im Dörp nur auf Bestellung... unfassbar, oder!?) Ich nahm also eine
kleine Beinscheibe.
2 EL Öl, 100g gewürfelte Möhren, 150 g gew. Sellerieknolle,
500g ! geviertelte Zwiebeln, 3 Knoblauchzehen, 1 EL Tomatenmark, 150 g Lauch,
Salz, Pfeffer
Kohlrabisuppe:
So simpel, dass ich das Rezept sehr abkürzen kann. Einzig
anmerkenswert: 2 weiße Champignons sehr fein gewürfelt werden mit Schalotten
angeschwitzt. Basis sind 4 mittelgroße Kohlrabi und Geflügelbrühe, die mit 2
Eigelben und Sahne aufgehübscht wird. Und obendrauf kommt etwas gekochter
Schinken.
Die Suppe ist der Hammer! Die perfekte Alternative zur
Spargelsuppe, wenn es keinen gibt! Einfach, aber ....schleck.
Braten:
Die nicht vorhandenen Ochsenschwanzstücke brate ich mit dem
Öl rundum kräftig an, dann den Braten dazu und etwas sanfter anbräunen. Alles
entnehmen und das Gemüse, außer Lauch, darin anrösten. Tomatenmark anschwitzen,
Lauch zugeben, mit der Marinade ablöschen und aufgießen. 2 Stunden schmoren
lassen. (Irgendwas stimmt mit der Abzugshaube nicht....) Danach die Sauce durch
ein Sieb geben, gut durchstreichen, damit eine Bindung entsteht.
Die Schreie und üblen Flüche, die
ich von mir gebe, als ich mit dem Unterarm an den heißen Schmortopf stoße,
scheinen zunächst ungehört zu verhallen. Melanie trägt sicher noch die
Kopfhörer. Aber kurz darauf reicht mir
ein freundlicher Mann, der mir bisher nicht vorgestellt wurde, etwas Brandsalbe
und Mullbinde in die Küche, lächelt milde und entschwindet. (... ich sollte mit
dem Köchinnenwein aufhören, war der jetzt echt nackig?)
Sorry.... Beinscheibe würfeln und zum Braten servieren.
Fonsi... ehrlich... ich hatte etwas Angst vor dem Anis und
Zimt und Nelken.... aber es war genial!
Schwarzbrotknödel:
150 g Schwarzbrot, 25g gehackte Walnüsse, 2 EL Mandelblättchen, 1-2 EL Speckwürfel, 1 EL gehackte Zwiebel, 1 EL Butter, 1 Ei, 0,1 l lauwarme Vollmilch (Melanie war so lieb, mir sie direkt aus dem Stall zu holen, wirklich noch lauwarm ;-), Muskat, Salz, Pfeffer, etwas Butter zum Braten.
150 g Schwarzbrot, 25g gehackte Walnüsse, 2 EL Mandelblättchen, 1-2 EL Speckwürfel, 1 EL gehackte Zwiebel, 1 EL Butter, 1 Ei, 0,1 l lauwarme Vollmilch (Melanie war so lieb, mir sie direkt aus dem Stall zu holen, wirklich noch lauwarm ;-), Muskat, Salz, Pfeffer, etwas Butter zum Braten.
Brot grob würfeln, mit Muskat, Pfeffer, Salz würzen.
Walnüsse und Mandeln untermischen. Speck und Zwiebeln in heißer Butter glasig
dünsten, unterheben. Mit Ei und Milch zu einem Teig verarbeiten. Nochmals
abschmecken, eine Rolle von ca. 3 cm Durchmesser formen, in Alufolie wickeln
(fest verschließen!). In kochendes, leicht gesalzenes Wasser geben und 20
Minuten schwimmen lassen. Abkühlen lassen, in 1 cm Scheiben schneiden und in
heißer Butter leicht krossbraten.
Das Wirsingrezept ist klassisch, deshalb ohne Worte.
Nachspeise:
Kann nur schief gehen, ich kann die nicht! Und ich esse die
auch nicht, aber ich versuche es. Je 70 g dunkle Kuvertüre, Puderzucker, weiche
Butter, gehackte Walnüsse
4 Eigelb, 1 EL Mehl, 4 Eiweiß, etwas Butter und Zucker für
die Förmchen
Rumschaum:
3 Eigelb, 6 EL Rotwein (Frühburgunder wurde empfohlen, ich
hab nen Spätburgunder genommen), 2 EL Rum, 1 EL Zucker
Kuvertüre schmelzen, die Hälfte des Puderzuckers mit der
Butter und dem Eigelb schaumig rühren.
Die Kuvertüre unter ständigem Rühren untermischen,
Mehl und Nüsse unterheben, Eiweiß steif schlagen und dabei den übrigen
Puderzucker einstreuen. (Hier fällt mir auf, dass im
Buch vergessen wurde zu erwähnen, dass man die Eiweißmasse
unter die andere Masse heben soll... ich hab’s trotzdem getan)
4 Förmchen buttern und zuckern, Masse einfüllen und im
Wasserbad (Backofen bei 180 Grad) 20-25 Minuten garen.
Alle Zutaten für den Schaum in einem heißen Wasserbad
schaumig aufschlagen, bis die Masse dicklich wird. (Dicklich.... ja... 's ischt halt so!)
Sämtliche zwei Versionen der Flans sind übrigens wirklich
etwas schief geraten, ich hoffe, ich konnte es auf dem Foto etwas tarnen... die
Sauce würde ich nicht nochmal so machen, aber der Rest war im Nullkommanix
weggeputzt. Wunderbarer Flan!
Die Menüfolgen im Buch sind natürlich anders abgestimmt, ich
hoffe, es gibt keine Beschwerden. Ich habe auch in zwei Gängen Walnüsse, aber
da die gerade überall von den Bäumen purzeln, finde ich das ok. Perfekter
kombiniert sind sicherlich auch die Weinempfehlungen (abgesehen von den
Jahrgängen der 80er), aber auch die will ich noch hinzufügen, für alle, die es
interessiert:
·
Zur Suppe: Eine Riesling Spätlese halbtrocken,
Mosel-Saar-Ruwer
·
Zum Hauptgang: Lemberger Spätlese trocken,
Württemberg
·
Zum Dessert: Frühburgunder Auslese, Rheinhessen
Mit ordentlich Ranzenpfeifen, 3 kg mehr auf den Hüften und
noch mehr Promille mache ich mich nun wieder auf den Heimweg. Da ich nicht mehr
fahrtüchtig bin, fährt mich Melanie zum Bahnhof.... Sie macht die Musik laut
(take the long way home....) Ich bekomme Angst. Irgendwo aus einem Fenster ruft
jemand hinter uns her „Wiedersehen und guten Flug...“ Ich hoffe, das war nicht
mein letztes Ma(h)l...
Pfiatgott, Altusriad, machet jood,
Melanie!
P.S.: Ich habe in diesem Beitrag einen Pürierstab
verwendet.... und aus Butter & Brot Klöße gemacht! Und Walnüsse in den
Backofen geschoben! Gut, gell?!
7.548 Zeichen.... habe
fertig
Tschöö mit öö, Marion P.