Freitag, 12. Juli 2013

Jeden Tag ein Buch – 2. Die Nase isst mit: Das Parfum - Gastbeitrag von Marion

Ja wie? „Das Parfum“.....? Spinnt die jetzt? Das ist kein „Genuss-Buch“! Das ist eher unappetitlich, ziemlich sehr sogar.... Die Geschichte eines Mörders. Jean-Baptiste Grenouille, der 1738 in Paris geboren wurde, ohne Eigengeruch, aber dafür mit einem phänomenalen Geruchssinn. Recht habt Ihr! Was am Ende dieses Romans, sagen wir Märchens, verspeist wird, ist schauderhaft. Doch „Das Parfum“ von Patrick Süskind (Diogenes, Zürich) gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Und es handelt vom Duft. Von Aromen. Und was wäre Genuss ohne sie?






Man kann sie einfangen und konservieren, kombinieren, und man kann sie jederzeit zurückholen, sich erinnern:
Das Bouquet eines guten Weins; der Duft einer Frucht, der durch die Schale strömt; eine gebratene Zwiebel; die Küche, wenn der Fond köchelt; das frische Brot, wenn es angeschnitten wird; ein reifer Käse; der Braten im Ofen; das Meer, das aus frischem Fisch strömt; Kräuter, frisch gepflückt... Ohne Duft ist kein Genuss. Die Nase isst mit.
Und ich mag die Provence, dort habe ich Köstliches genießen dürfen. Wenn ich an Grasse denke, sehe ich Lavendel. Schnuppere ihn tief ein.
Der Protagonist ... ach was, keine Inhaltsangabe nötig, wohl jeder kennt das Buch.... man liebt es oder man hasst es.
Ein kleines Stück Jean-Baptiste Grenouille steckt vielleicht in jedem von uns. Wenn wir uns auf unsere Sinne besinnen. Wir können sogar Wasser riechen, viele Arten von Wasser: Leitungswasser. Morgentau. Sommerregen. Schnee. Einen Bach. Einen Eiswürfel. Das Meer.
Ich musste jedenfalls wieder mal  an „Das Parfum“ denken, als der Lavendel im Garten zu blühen begann... und bis ins Haus seinen Duft verströmte.  Ich habe Salbei, Zitronen- und Gartenthymian gepflückt und Rosmarin. Mein Ysop ist noch nicht soweit. Lorbeer dazu... und für andere Zwecke etwas Zitronenmelisse und Petersilie. Kräuter der Provence trocknen nun in einem Glas. Lavendelessig ist angesetzt. Und ein paar frische Kräuter werden heute ein Stückchen Zander vom Markt veredeln.... parfümieren.

Auch die frischen Erbsen duften wunderbar, die ich eben gepult habe, um sie in mein Risotto zu geben. Blanchiert, ein paar davon püriert und passiert für ein schönes Grün. Und ich denke, die werden sich gut mit etwas Petersilie und Zitronenmelisse vertragen.
Dazu gibt es Zander, auf der Haut gebraten, in Butter mit etwas Lavendel, Rosmarin und Zitronenthymian. Und etwas Zitronenabrieb.Könnt Ihr es riechen?



„Er versuchte, sich an irgend etwas Vergleichbares zu erinnern und mußte alle Vergleiche verwerfen. Dieser Geruch hatte Frische; aber nicht die Frische der Limetten oder Pomeranzen, nicht die Frische von Myrrhe oder Zimtblatt oder Krauseminze oder Birken oder Kampfer oder Kiefernnadeln, nicht mal von Mairegen oder Frostwind oder von Quellwasser...“
Lasst es Euch gut riechen!
Eure Majonn!

14 Kommentare:

  1. Korrektur! Die Kräuter trocknen natürlich nicht in einem Glas, sondern werden getrocknet und kommen dann in ein Glas :D Für schlechte Zeiten!

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  2. Großartig geschrieben! Trotz Schnupfen konnte ich alles riechen!!! Liebe Grüße Bine

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    1. :) Bine... zu viele Klimaanlagen? Gute Besserung!

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    2. Heiß - kalt - heiß - kalt, das haltet nicht mal ein Mr. Bee durch.., der rotzt hier am Flughafen alle Kleenex weg... Bei mir gehts noch halbwegs... Mercii! Hast Du schon das Buch "der Koch" gelesen? Das hätte ich bei diesem Event gepostet!!!

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    3. Der Koch, "Weltweite Finanzkrise, Bürgerkrieg in Sri Lanka und eine Firma, die in aller Verschwiegenheit boomt: Love Food fürs diskrete Tête-à-Tête. Politische Gegenwart, Liebesgeschichte, Exotik und Sinnlichkeit."
      Klingt spannend :-) Werd ich machen!

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  3. Dufte....man erschnuppert jede Zeile dieses Blogbeitrags. Geniessen mit allen Sinnen !

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    1. :) Du hast doch gerade das Meer vor der Tür! Tief durchatmen! Schönen Urlaub! (Ich kanns auch gerade riechen!)

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  4. Antworten
    1. :-) Wozu brauchen wir Geruchs-Internet? Wir können das auch so! :D

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  5. Lavendelessig, interessant, auf die Idee wäre ich nicht gekommen. Danke für die Inspiration!

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    1. Der duftet schon nach 2 Tagen so intensiv... ich glaube, ich lass' den nicht mehr lange ziehen. Lieber etwas dezenter, sonst schmeckt er am Ende wie Omis Kleiderschrank ;-))

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    2. :-) Ja, zu penetrnt sollte er nicht sein...

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  6. Zuerst wollte ich deinen Beitrag nicht lesen (das Buch, igitt), aber du beschreibst die Düfte soo schön!!
    Ohne Riechen und Wohlgerüche weniger Genuss und man erinnert sich oft anhand eines bestimmten Geruches an vergangene Begebenheiten.

    Ich bedaure alle, die (wie zB. meine alte Mutter) einen eingeschränkten Geruchsssinn haben. Obwohl man sich das manchmal in der sommerlichen U-Bahn wünschen würde ;-)
    lg

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    1. Ich meide öffentliche Verkehrsmittel. Aber ich fahr' nen Kombi mit zwei alten Hunden... :D Hab' ne sehr empfindliche Nase. Mein Gemahl dagegen riecht vieles gar nicht... aber er hat eben den Rasen gemäht, herrlich!!

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